„Nachhaltig shoppen“ klingt irgendwie nach einem Werbeslogan, um uns ein neues Produkt anzudrehen. Ganz so weit ist das leider auch nicht hergeholt. Denn in unserer Konsumgesellschaft geht es häufig nur darum, einen Bedarf zu wecken für neue Produkte, auch wenn wir diese eigentlich gar nicht bräuchten. Aber Konsum geht auch nachhaltig. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie beim einkaufen achten können, sei es der Lebensmitteleinkauf oder das Klamotten-Shoppen.
Der Werbetrick mit dem schlechten Gewissen
Ein beliebter Trick bei der Vermarktung von Produkten ist die Kennzeichnung mit Wörtern wie „Nachhaltig“ und „Öko“ oder durch grüne Farben. Sie apellieren an unser Gewissen und beeinflussen uns dazu, bevorzugt diese Produkte zu kaufen. Allerdings sind nicht alle Produkte auch tatsächlich nachhaltiger als ihre Alternativen. Die meisten Begriffe sind nicht geschützt, das heißt, jeder darf sie auf seine Produkte schreiben. Unabhängig davon, was der Verbraucher darunter versteht oder erwartet.
Ein Beispiel: Sie gehen Lebensmittel einkaufen und wählen etwas mit der Aufschrift „Bio“. Sie gehen davon aus, dass das Produkt unter biologisch guten oder zumindest besseren Bedingungen hergestellt wurde als die Konkurrenzprodukte. Wenn es sich aber nicht um ein offizielles, geprüftes Siegel handelt, haben Sie jedoch keine Garantie für diese Annahme.
Oder: Sie gehen Klamotten shoppen und sehen in Ihrem bekannten Laden nun eine „Eco Ecke“. Es ist gut möglich, dass die Kleidung etwas nachhaltiger hergestellt wurde als die sonstigen dort angeboteten Produtke. Aber wie genau dieses „besser“ aussieht, wissen Sie nicht.
Gehen wir einen Schritt weiter: Sie kaufen ein Produkt, das tatsächlich ein offizielles Siegel trägt. Wissen Sie, was es damit genau auf sich hat? Die meisten Menschen tun das nicht. Und damit befinden wir uns dann in einem Dschungel aus Siegeln, Versprechen und Marketingtricks, aber wissen nicht so recht, was all das bedeutet.
Nachhaltig shoppen - mit welchen Siegeln eigentlich?
Wir könnten Ihnen hier nur einen begrenzten Einblick in die verschiedensten Siegel geben. Daher verweisen wir lieber auf eine stark aufgestellte Website, die mittlerweile auch eine eigene, kostenlose App auf den Markt gebracht hat: Siegelklarheit. Es ist ein Projekt der Bundesregierung, um Verbrauchern einen Durchblick im Siegel-Dschungel zu verschaffen.
Hier finden Sie – kategorisiert nach Lebensmitteln, Textilien, Papier und Co. – die verschiedenen Siegel mit ihren jeweiligen Anforderungen. Sie werden bewertet und entsprechend als „Sehr gute Wahl“, „Gute Wahl“ etc. präsentiert. Jedes Siegel kann einzeln aufgerufen werden, um die spezifischen Merkmale zu sehen. Sie haben auch die Option, mehrere Siegel miteinander zu vergleichen, um sich direkt Klarheit zu verschaffen.
Die Bewertungskriterien werden offengelegt und können transparent nachvollzogen werden. Über die App können Sie direkt und einfach das gefragte Siegel scannen und erhalten Informationen dazu.
Nachhaltig shoppen und einkaufen - unsere Tipps
Wenn Sie einkaufen gehen: Machen Sie sich vorher eine Liste, um Spontankäufe zu vermeiden. Und haben Sie immer Beutel oder Taschen dabei, um das Shopping-Ergebnis transportieren zu können.
Zusatztipp: Platzieren Sie in Ihren Handtaschen oder Rucksäcken einfach jeweils einen Beutel, dann vergessen Sie diesen nicht. Dadurch können Sie auch beim ungeplanten Einkauf auf die Plastiktüte an der Kasse verzichten.
Fragen Sie sich: Ist diese Anschaffung wirklich notwendig? Oder brauchen Sie es nur jetzt gerade und könnten es sich auch bei Bekannten ausleihen? Vielleicht haben Sie etwas Passendes auch schon herumliegen. Und welchen Vorteil verspricht Ihnen die neue Anschaffung überhaupt?
Ihr Produkt gibt es ziemlich sicher auch schon in einer nachhaltigeren Variante. Geben Sie es einfach mal bei einer Suchmaschine ein, mittlerweile gibt es auch eigene Online Shops, die ausschließlich nachhaltige Produkte vertreiben.
Bei Lebensmitteln bietet es sich an, Unverpacktes zu kaufen und damit viel Plastikverpackung zu vermeiden. Zudem sollten wir besonders auf Regionalität und Saisonalität achten.
Was passt am besten zu Ihnen? Nehmen Sie sich einen Moment Zeit und überlegen Sie, welche Kriterien für Sie wichtig sind, worauf Sie achten möchten und was für Sie am besten passt. Versuchen Sie, beim Einkauf darauf zu achten.
Informieren Sie sich über die verschiedenen Siegel und die tatsächlichen Produkte. Mit „Siegelklarheit“ behalten Sie immer den Überblick. Mit der App „Codecheck“ können Sie individuell prüfen, was genau in den Produkten enthalten ist, und gegebenenfalls auf Alternativen zurückgreifen, um bedenkliche Stoffe zu vermeiden.
Konsum vs. Minimalismus
Sicher haben Sie schon vom Minimalismus-Trend gehört. Manche verstehen darunter, nur 100 Gegenstände zu besitzen, für andere ist es beispielsweise ein Tiny House. Minimalismus per se bezeichnet eigentlich nur, mit dem Notwendigsten auszukommen und sich mit nichts Unnötigem aufzuhalten.
Doch ein Leben komplett ohne Konsum und in vollkommenem Minimalismus ist für die meisten Menschen nicht realitätsnah und auch nicht umsetzbar. Muss es ja auch nicht sein. Denn wir befinden uns hier in einer Extremsituation. Auf der einen Seite steht der Minimalismus, auf der anderen Seite der Konsum. Heutzutage konsumieren wir sehr viel, sehr spontan und vor allem sehr unüberlegt. In Deutschland haben wir die Möglichkeiten dazu, was allerdings nicht heißen soll, dass wir sie auch nutzen müssen.
Jeder Einzelne von uns kann allerdings Stück für Stück ein bisschen Minimalismus in sein Leben integrieren. Behalten Sie Ihr Handy zum Beispiel einfach länger, statt es alle 2 Jahre auszutauschen. Oder kaufen Sie Bücher gebraucht und verkaufen sie dann weiter – damit sie gelesen werden und nicht im Schrank verstauben.
Nachhaltig shoppen - welche Läden gibt es in Ihrer Nähe?
Es ist leichter, sich mit all dem auseinanderzusetzen, wenn man die Läden in der Nähe kennt.
Schauen Sie doch einfach mal nach, welche Biomärkte es bei Ihnen um die Ecke gibt. Hier finden Sie nicht nur biologische Produkte, sondern auch überwiegend unverpacktes Obst und Gemüse. Auch Regionalität und Saisonalität werden hier großgeschrieben. Ein Kombipaket für verschiedene Kriterien also! Vielleicht findet sich ja sogar ein kompletter Unverpackt-Laden oder eine Abfüllstation?
Besonders nachhaltig shoppen lässt es sich in einem Second-Hand-Laden. Ignorieren Sie einfach die Vorurteile, die gegenüber Second Hand herrschen. Und schauen mal rein, ob sich ein paar Schmuckstücke für Sie finden. Sie werden überrascht sein, die Qualität der Kleidung dort ist häufig sehr hoch. Langlebigkeit ist bei Klamotten auch ein Stichwort, das nachhaltige Mode prägt.
Mehr Wertschätzung - mehr Nachhaltigkeit
Wertschätzung ist eine wichtige Grundlage für nachhaltiges Handeln und Leben. Wenn wir unserem Leben und den Dingen darin mehr Wertschätzung entgegenbringen, gehen wir achtsamer damit um. Wir denken darüber nach, wie wir sie erhalten können. Und nicht mehr darüber, welches neue Teil es am schnellsten ersetzen soll.
Mit mehr Wertschätzung in Ihrer Einstellung fällt es Ihnen leichter, sich grundsätzlich nachhaltiger zu verhalten. Denken Sie einmal in Ruhe darüber nach: Welcher Wert steckt für Sie hinter einem bestimmten Produkt? Und welchen Wert hat es laut Preisschild? Passt das für Sie zusammen oder gibt es vielleicht Alternativen, die besser zu Ihrer Wertbeimessung passen?
Beim nachhaltigen Shoppen und Einkaufen dreht sich viel darum, sich Gedanken zu machen. Das kann anstrengend sein, hat aber auf lange Sicht gesehen nur Vorteile. In diesem Sinne: Machen Sie sich Gedanken, lassen Sie sich inspirieren und machen Sie die Welt Stück für Stück etwas nachhaltiger!
Noch mehr Tipps gefällig?
Mit den beschriebenen Tipps können Sie schon einiges zum Positiven verändern.
Suchen Sie noch mehr Inspiration zum Thema? Wir haben uns aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt. Lesen Sie gerne mal rein!
Außerdem finden Sie im Internet mittlerweile sehr viele persönliche Blogs, die über Tipps und Tricks zu mehr Nachhaltigkeit schreiben.
Manchmal ist die Meinung des gesamten Teams gefragt. Egal ob es um Finanzen, unsere Region oder den nächsten Urlaub geht – jeder hat eine andere Meinung und Vorliebe! Deshalb schreiben wir ab und an auch Beiträge zusammen 🙂